Wie seelische Probleme das Herz krank machen
Wenn
das Herz mitweint!
Wie
sehr schwierige Arbeitsverhältnisse und Belastende Liebes- und Familienbeziehungen
aufs Herz gehen können, ist inzwischen gut untersucht.
Dauernder
Ärger im Job verdoppelt bei Menschen, die ursprünglich gesund waren, das Risiko
für einen Infarkt. Dabei gibt es zwei besonders bedenkliche Konstellationen:
zum einen psychosoziale Probleme, die mit vielen Anforderungen und hohem
Zeitdruck verbunden sind, die aber gleichzeitig wenig Entscheidungsspielraum
lassen.
Der Knackpunkt
im Arbeitsalltag ist der Mangel an Wertschätzung.
Die
Leute verausgaben sich im Beruf und werden nicht dafür belohnt. Dabei kann
mangelnde Belohnung ganz unterschiedlich aussehen, schlechte Bezahlung,
niedriger Status, keine Aufstiegschancen, ein unsicherer Arbeitsplatz, ein cholerischer
Chef oder mobbende Kollegen.
Die berufstätigen
Mütter, die sich an zwei Fronten aufreiben und überall bekrittelt werden. Oder nicht
funktionierende Beziehung die man nicht los lassen kann.
Wenn
das Herz erkrankt und es zu Rhythmusstörungen, Schmerzen, Infarkt und Kreislaufstörungen
kommt, geht das nicht immer nur auf körperliche Ursachen zurück. Auch die
Psyche und soziale Faktoren spielen eine Rolle.
Es gibt
diese bildhaften Redensarten:
"Das habe ich mir zu Herzen
genommen."
"Da ist mir vor Schreck das Herz stehen
geblieben."
"Es
hat mir das Herz gebrochen."
Wie richtig der Volksmund damit liegt, wissen
Mediziner inzwischen. Das Syndrom des gebrochenen Herzens ist nicht lebensgefährlich,
aber die ersten Anzeichen sind die gleichen wie bei einem Herzinfarkt.
Die Kardio-Psychosoziale-Beratung
verfolgt grundsätzlich mehrere Ziele:
1. Hilft Ihnen dabei, wieder eine gute Lebensqualität zu gewinnen, Ängste abzubauen und neue Zuversicht und Lebensfreude zu finden.
Es ist
nämlich gut bekannt, dass auch mit schweren Herzkrankheiten eine gute
Lebensqualität und ein befriedigendes Alltagsleben möglich sind. Oft stehen dem
aber Ängste und Depression im Wege. Ihre Behandlung kann Ihnen zeigen, welche
neuen Chancen sich trotz der Krankheit durch eine bewusste Lebensweise ergeben.
Manche
Patienten sind, so paradox dies klingen mag, am Ende fast dankbar
für ihre Herzerkrankung, wenn sie sie nämlich zum Anlass genommen haben, lange
ertragene Missstände endlich zu verändern.
Zum Beispiel
indem sie Überforderungen und Ungerechtigkeiten am Arbeitsplatz ansprechen oder
schwierige familiäre oder Partnerschaftsbeziehungen verändern.
Manche
Patienten finden nach der Beratung eine bessere Balance aus Arbeit und Freizeit
und haben wieder mehr Freude am Beruf. Manche Patienten haben sich nach der Beratung
neu in langjährige Partner verliebt, mit denen es zuvor viel Streit gegeben
hatte. Andere Menschen können sich aber auch erst in der Krankheitssituation
eingestehen, dass eine Beziehung vielleicht nicht mehr trägt, vielleicht sogar
schon lange nicht mehr erträglich ist. Ich empfehle aber ausdrücklich nicht, Beziehungsschwierigkeiten
kurzentschlossen durch Kündigung oder Trennung aus dem Wege zu gehen.
Stattdessen bietet die Beratung die
Möglichkeit,
schwierige private und berufliche Beziehungen gemeinsam
anzuschauen und nach Möglichkeit neu zu beleben. Dazu können Sie, wenn auch Sie
unter belastenden Beziehungsproblemen leiden, selbst beitragen.
2. In der Kardio-Psychosoziale-Beratung
können Sie beispielsweise lernen, gut für sich zu sorgen, gelegentlich
freundlich aber bestimmt „nein“ zu sagen und auch eigene Wünsche zu entdecken
und offen zu äußern. Ein weiteres Ziel kann sein, eigene Gefühle von Ärger und
Enttäuschung besser zu verstehen und auszudrücken. Nur wenn das Gegenüber
spürt, wie Sie sich fühlen, kann es auf Ihre Gefühle Rücksicht nehmen. Und wenn
Andere auf Ihre Wünsche nicht eingehen, kann es wichtig sein, auch im
Konflikt deutlich für sich einzutreten. Viele Menschen haben die Sorge, den
Anderen dann zu verlieren. Dabei geht uns der Andere viel eher verloren, wenn
wir uns gegenseitig nicht mehr wahrnehmen.
Ein
Streit kann durchaus in gegenseitigem Respekt ausgetragen werden und dann sogar
zur Festigung der Beziehung führen. Nur wenn kein gegenseitiger Respekt
besteht, wird Streit zerstörerisch. Und wenn der Respekt sich nicht (wieder)
herstellen lässt, kann es sein, dass es notwendig wird, eine (berufliche oder
private) Beziehung wohl überlegt zu beenden.
3. Ein gesundes Maß an Bewegung und Entspannung scheitert oft am „inneren Schweinehund“. In der Beratung können Sie lernen, Freude an Bewegung und Entspannung zu finden und sie für eine lebensbejahende Lebensweise zu nutzen.
Viele
Patienten sorgen sich wegen ihrer Herzmedikamente und entscheiden dann, sie
nicht einzunehmen oder sie vergessen die Einnahme einfach. Ähnlich ist es mit
notwendigen Arztbesuchen, Untersuchungen und Behandlungen: Manche Herzpatienten
schieben sie immer wieder auf, aus Angst, eine schlechte Nachricht zu erfahren
oder Vorwürfe zu hören zu bekommen. Andere Patienten gehen aus
Angst viel zu häufig zum Arzt, der dann oft nur wenig helfen kann. In der Kardio-Psychosoziale-Beratung
können Sie bei Bedarf lernen, weniger Angst vor dem Arztbesuch oder vor der
Zeit zwischen den Arztbesuchen zu haben. So fällt es Ihnen leichter, gemeinsam
mit den Ärzten Verantwortung für Ihre Gesundheit zu übernehmen und immer genau
die Behandlung zu bekommen, die Ihrem Herzen am besten tut, also weder zu viel
noch zu wenig.
4. Durch die Besserung von Stress, Ängsten und Depression sowie durch eine gesündere Lebensweise kann die psychokardiologische Beratung also dazu führen, dass Sie trotz Herzerkrankung gut leben können.
Mit
einer rosaroten Brille lebt es sich nicht nur leichter, sondern auch länger und
gesünder. Zumindest bei Frauen scheint dieser Zusammenhang wissenschaftlich
erwiesen zu sein. Eine amerikanische Studie von der Universität Pittsburgh
hatte fast 100.000 gesunde Frauen im Alter zwischen 50 und 79 Jahren acht Jahre
lang in die Untersuchung einbezogen. Die optimistischen Frauen hatten
vergleichsweise zu den pessimistischen ein um neun Prozent geringeres Risiko
für eine Herzkreislauferkrankung. Eine positive Lebenseinstellung bewahrte
sogar vor vorzeitigem Tod - während der achtjährigen Beobachtungsphase starben
14 Prozent weniger der optimistischen Frauen. Wer zynisch und feindselig war,
hatte hingegen ein um 16 Prozent erhöhtes Risiko, im Verlauf der Studie zu sterben.
Bei der Kardio-Psychosoziale-Beratung geht es in erster Linie darum - wieder besser zu leben.
Die Stimme des Körpers hören
In den Jahren 2002 bis 2005 wurde eine wissenschaftliche Studie an der Klinik für Tumorbiologie, Freiburg, unter der Leitung von Prof. Dr. Weis und Prof. Dr. Bartsch an 115 Frauen in der onkologischen Rehabilitation durchgeführt. Diese ergab eine signifikante Verbesserung der allgemeine Lebensqualität und des Wohlbefindens der Probandinnen. Sie nahmen an einem Therapiepaket teil, in dem auch Tanz- und Bewegungstherapieeinheiten enthalten waren. Die Nachbefragung ergab, dass rund ein Viertel der Frauen auch 3 Monate nach der Behandlung ambulante Tanztherapie in Anspruch nahm. Eine Vielzahl von Patientinnen gab an Übungen regelmäßig zu Hause durchzuführen.
Mischung aus Gespräch, Bewegung und Tanz
Die grundsätzliche Annahme der „Musik – Bewegung - Gespräch“
ist, dass die Körpersprache Ausdrucksform emotionaler und psychischer Themen
ist. Bewegungsmuster (z.B. der Gang, Mimik, Gestik, Haltung oder Atemrhythmus)
werden durch die Wechselwirkung zwischen Emotionen und Körper beeinflusst.
Muskuläre Verspannungen und Kreislaufprobleme können zum Beispiel ein Hinweis
auf unterdrückte Aggression, Verletzungen oder Ängste sein. Dem Körper wird dabei
ein eigenes Gedächtnis zugeschrieben, das Gefühltes und Erlebtes auch nach dem
Verschwinden aus dem Bewusstsein, speichert.
Oft ist der Einstieg in die Impulsbewegung schwer und
zeigt deutlich die selbst auferlegten Zwänge und Einschränkungen. Durch das
Einlassen auf die Impulse kann Zugang zum Unbewussten erlangen werden. Das
Ausleben von emotionalen Konflikten und Wiedererleben von Gefühlen kann zur
Aufarbeitung und “psychischen Reinigung” führen (die so genannte Katharsis
bezeichnet in der Psychologie die Hypothese, dass das Ausleben von inneren
Konflikten und verdrängten Emotionen zu einer Reduktion der Konflikte und
Gefühle führt).
Es wird variiert nach Stimmung und Bedürfnis der Gruppe (Einzelnen)
die gewählten Techniken. Bewegungsabläufe können vorgegeben, nachgeahmt,
abgewandelt oder gespiegelt werden, um die dahinter liegenden Beweggründe und
unbewussten Gefühle zum Ausdruck zu bringen.
Die Art
und Weise, wie wir denken, bestimmt, wie wir uns fühlen und verhalten und wie
wir das körperlich zum Ausdruck bringen.
Schwerpunkte
der „ Musik – Bewegung - Gespräch“ sind:
- die Bewusstmachung von Denkmuster
- die Überprüfung des körperlichen Ausdrucks
- die Korrektur der körperlichen Haltung